Wie frau sich eine Weltreise finanziert

Diese Geschichte ist frei erfunden, alle Ähnlichkeiten und Parallelen zur Wirklichkeit sind reiner Zufall. Sollte jedoch heute jemand anwesend sein, die an dem niedergeschriebenen Gespräch teilgenommen hat, so möchte ich sie zu mindestens davon in Kenntnis setzen, dass ich eine solch geistreiche Geschichte auch jederzeit erfinden hätte können, wäre mir die Wirklichkeit nicht zuvor gekommen.

Setting:

Samstagabend 20:38, 5 Wiener Gemeindebezirk. Ein Irish Pub.

Grund des Zusammentreffen: Besäufnis. Vorwand des Zusammentreffen: Geburtstag.

Das eine Geburtstagsfeier nur als Vorwand dient um Alkohol zu konsumieren, ist logisch. Wer trifft sich auch schon um seinen körperlichen Verfall zu feiern, denn er dann mit Alkohol auch noch voran treibt.

Die ausgelassene Stimmung wird etwas getrübt von VG. Sie ist Gelegenheitstrinkerin, dass heißt sie trinkt bei jeder Gelegenheit, und ist seit einiger Zeit Studentenjoblos.

„Ich brauche einen Job“, murrt sie und kippt ihren Erdbeerspritzer hinunter. „Einen bei dem ich gut verdiene und der mich nicht total ankotzt!“

„Tja, suchen wir den nicht alle“, hauche ich träumerisch. Neben mir nickt CW, die jüngste der Runde und ebenfalls seit kurzem Studentenjoblos. „Aber unter 10 Euro die Stunde will ich nichts mehr machen“, meint sie.

Ich muss schmunzeln, diese Jugend. Wer verdient denn heute noch 10 Euro netto die Stunde.

„Wenn ihr Geld braucht, dann könnt ihr Sachen im Internet verkaufen“, schallte sich nun RB ein. Sie ist die einzige wirtschaftserfahrene hier, da selbstständige Akrobatin. Wie man von diesem Job leben kann, ist mir so und so ein Rätsel.

„Klappt nicht“, determiniere ich gleich alle aufkeimenden Hoffnungen. „Wurde über Willhaben nicht mal meine Bücher zu verschenken los, geschweige davon das ich etwas verkauft hätte.

„Nicht doch. Ich hab das anders gemeint“, versichert nun RB und rutscht ein Stück näher. „Ihr müsst eine Leidenschaft bedienen.“

„Alte Bücher für Staubliebhaber“, scherze ich nun. Doch RB schüttelt weiter verneinend den Kopf und rutscht noch ein Stückchen näher. „Ich meine einen Fetisch“, legt sie jetzt die Tatsachen auf den Tisch.

„Zum Beispiel getragene Socken?“, fragt CW verunsichert. „Oder Unterwäsche“, schlägt RB vor. „Es gibt sogar extra Internetseiten dafür.“

Ich schaue die selbstständige Akrobatin an und frage mich, kann das des Rätselslösung sein. Wie man in einen künstlerischen Beruf überlebt und sogar einen MacBook sein eigen nennen darf?

Doch CW gibt sich spröde: „Muss Frau diese Unterwäsche dann auch wirklich getragen haben? Kann ich nicht einfach behaupten sie sei getragen.“ Sogleich verneint RB: „Nicht doch, dann bekommst du schlechte Bewertungen. Die posten dann „Diese Frau riecht gar nicht“ oder so. Und dann will keiner mehr deine getragenen Unterhosen kaufen.“

Nun zeigt sich plötzlich Entschlossenheit auf CWs Mine. Frau entharrt sich ja überall, wo es geht um ja Gerüche vorzubeugen, aber wenn sie unterstellt bekommen, keinen Intimgerüch zu haben, dann hört sich der Spaß auf.

Jetzt wo also die Kleinigkeiten geklärt waren, kam VG zum wichtigsten Punkt: „Wie viel verdient man da so?“ „Für die Unterhose kriegst du 30 bis 100 Euro, je nach dem was du damit gemacht hast“, informiert RB. VG nickt begeistert und bestellt sich gleich einmal ein Trink zum Anstößig sein.

Auch CW scheint jetzt völlig überzeugt. „Denkst du ich kann da noch mehr verlangen, wenn ich diese Unterhosensache mit einer Reise kopple“, fragt sie.

„Klar“, ist sich RB sicher. „Wenn du schreibst, was du mit ihr alles Durchgemacht hast.“

In meinen Kopf erstelle ich schon das Inserat: „Zum Verkauf kommt eine schwarze Baumwollunterhose, die nach 13 Stunden Busreise neben einigen Urintröpfchen, jeder Menge Schweiß, auch noch eine unvergessliche Nacht in Vendeig erlebt hat. Also etwas für richtige Italienfans.“

„Wenn das so ist“, meint CW nun begeistert, „dann weiß ich jetzt endlich wie ich meine Weltreise finanzieren kann. Ich verkaufe meine dort getragene Unterwäsche.“

„Aber da musst du ja die ganze Reise Unmengen an Schmutzwäsche mitschleppen“, gibt VG zu bedenken. „Ja und du bekommst das Geld auch erst nach deiner Reise, also müsstest du die irgendwie vorfinanzieren“, hacke ich nach. „Und vergiss nicht die Anschaffungskosten für das Schweißgerät, dass du brauchst um die Unterwäsche Luftdicht zu verpacken, sonst geht ja der Geruch verloren“, gibt nun die Profin RB Tipps.

„Okay, ich muss das also anders angehen“, gesteht nun CW ein. „Ich hab die Idee“, platzt es nun aus VG heraus. „Wir gründen ein Start-up Unternehmen.“

„Ein Start-up Unternehmen?“, ich versteh es einfach nicht. „Ja, wir verkaufen Anteile unserer Unterwäsche, noch bevor sie getragen wurden, dann können Investoren so viele Unterhosen wie sie benutzt zurückbekommen wollen, kaufen. Somit haben wir keine Anschaffungskosten und müssen die nichts vor finanzieren. Die getragene Unterwäsche verschweißen wir und schicken sie gleich direkt an sie zurück, dann brauchen wir auch nichts mit zu schleppen. Die neuen Unterhosen müssen die Investoren direkt an unseren aktuellen Standort schicken.“

„Oja!“, meine ich völlig begeistert, „dann hätten wir nicht nur Geld sondern auch ständig frische Unterwäsche.“ Mir ist nämlich noch die 5 monatige Südamerikareise mit 13 Unterhosen in tiefer Erinnerung. Jeder Packpacker weiß also, wie viel frische Unterwäsche wert ist.

„Dann verkauf ich aber keine Unterhose mehr unter 300“, stellt CW klar. Ja, jetzt werden wir Größenwahnsinnig.

Demnächst treten wir auch bei „2 Minuten; 2 Millionen“ auf, wünscht uns Glück!