Zum Frauenwelttag am 8. März 2019
Endlich startet das Bording und ich gehe durch diesen komischen Schlauch Richtung Flugzeug. Ich kann einen Blick ins Cockpit erhaschen und glaube nicht, was ich da sehe. Da sitzen zwei Männer am Steuer. Der Urlaub fängt ja gut an.
Generell bin ich ja auch dafür dass mehr Männer in Frauendominierte Berufe integriert werden, aber muss das gerade hier sein, wenn ich auf Urlaub fliege. Zum Glück haben die GPS-, weil Männer und Orientierung, dass ist ja nicht unbedingt deren Stärke. Wer weiß wo wir sonst landen würden.
Im Flugzeug werden wir bedient von einen Steward, der diesen Beruf nur wegen seiner Prestige angenommen hat. Wahrscheinlich hofft er darauf hier einer reichen Schachtel zu begegnen, die seine Ernährerin wird, damit er sich seine eigentlichen Lebensziel widmen kann, Hausmann und Vater zu werden.
Es gibt auch eine Stewardess, dass finde ich völlig richtig, wenn sich Männer in Frauenberufen probieren, dann dürfen sich auch Frauen in Männerberufe einmischen. Allerdings ist sie lesbisch, dass sieht man auf einen Blick, wahrscheinlich auch deswegen die Berufswahl.
Einige Zeit später landet die Maschine unsanft. War ja nicht anders zu erwarten, immerhin sitzen Männer am Steuer und die haben ja bekanntlich so ihre Probleme beim Einparken.
Nach dieser nervenaufreibenden Anreise haben wir es endlich ins Hotel geschafft. Ich schleppe den Koffer meines Freundes ins Zimmer. Was der wieder alles eingepackt hat? Wahrscheinlich tausend Paar Schuhe. Jetzt freue ich mich schon aufs Abendessen. Kurz geh ich ein Sprung ins Bad und bin nach fünf Minuten fertig. Mein Freund will sich noch hübsch machen. Das kann dauern.
Nach einer halben Stunde kommt mein Freund aus dem Badezimmer und ist sich seines Outfits unsicher. Ich kann sehen, dass er sich seine Push-up Unterhose angezogen hat, um seine Hänge-Eier in die Richtige Höhe zu katapultieren. Ja, das Alter geht nicht spurlos an ihm vorbei. Da haben wir Frauen es besser, bekanntlich werden wir ja attraktiver im Alter.
Verunsichert fragt mich mein Freund: „Macht mich diese Hose dick?“ Und betrachtet seine Problemzonen.
„Ja Schatz, es ist nicht die Hose die dich dick. Es ist dein Bierbauch, der dich dick macht.“ Sag ich natürlich nicht! Sondern: „Du siehst ganz reizend aus!“
Nun geht’s ab ins Restaurant.
„Jetzt haben wir endlich mal Zeit zum Reden“, freut sich mein Freund.
Oh du meine Güte. Immer will der Reden. Über seine Gefühle und die Zukunft und vor allem die gemeinsame Zukunft. Das halt ich ohne Sekt nicht aus. Schnell winke ich die Kellnerin her.
Und mein Freund beginnt auch gleich zu reden, oder eben das was er unter reden versteht, also Vorwürfe machen: „Du hast übrigens im Badezimmer schon wieder die Klobrille unten gelassen. Wenn du schon im Sitzen pinkeln musst, kannst du dann nicht die Klobrille nach wieder in die Höhe geben?!“
Immer diese Männer, die einen versuchen, dass letzte bisschen Weiblichkeit das man hat, zu rauben. Aber bei mir wird er das nicht schaffen, ich lass mich doch nicht sterilisieren von ihm. Ich bin eine echte Frau und ich pinkel im Sitzen, so sieht‘s aus!
Zum Glück bringt die Kellnerin meinen Sekt. Sie zwinkert meinen Freund zu und er wirkt auch noch angetan.
Aber gut, er hatte schon immer ein Fabel für Bad Girls. Sonst wäre er ja auch nie mit mir zusammen gekommen. Ich muss ihn gleich Mal wieder auf den Boden der Realität kriegen.
„Ja, die ist sicher an dir als Person interessiert. Vergiss es Frauen interessiert doch nur Sex!“
„Dann bist du anscheinend keine richtige Frau, denn wir hatten seit zwei Wochen keinen Sex mehr“, kontert er.
„Komisch den das letzte Mal, als ich wollte, hattest du plötzlich Migräne.“
„Vielleicht hätte ich keine Migräne, wenn du mal auch auf meine Bedürfnisse Rücksicht nehmen würdest. Schon mal was von Vorspiel gehört?“, teilt er weiter aus.
„Vorspiel? Warum sollte ich davon schon mal gehört haben. Das gibt es beim Fußball nicht. Aber soweit ich mich erinnern kann, hattest du einiges an Spaß, dass letzte Mal.“
Er schüttelt abwehrend den Kopf: „Der Orgasmus war vorgetäuscht.
Zum Glück kommt die Kellnerin um die Bestellung aufzunehmen und unterbricht den angehenden Streit. Doch schon wieder zwinkert sie meinen Freund zu.
„Was glotzt du so meinen Freund an! Willst du Probleme? Sollen wir das wie richtige Frauen regeln und vor die Tür gehen!“
Sofort schaltet sich mein Freund ein.
„Ach Schatz, nicht doch lass das, du reagierst über. Bitte beruhigt dich. Musst du immer so eine Machistin sein!“
Er fangt an zu weinen. Immer ist er so emotional.
Ich vergesse die blöde Kellnerin und nehme ihn in den Arm. Ich tröste ihn und weil heute doch Männerwelttag ist, mach ich auch ein kleines Geständnis.
„Eigentlich bin ich gar nicht gern eine Machistin. Es geht mir sogar ziemlich auf die Nerven, immer die Starke, emotional unnahbare zu sein. Ich weiß das klingt jetzt seltsam, aber auch Frauen haben Gefühle. Ja, manchmal weine ich sogar.
Und ob ihr es jetzt glaubt oder nicht, ich bin auch total für eine gleichberechtigte Welt, denn ich fühl mich sehr diskriminiert als Frau. Ich kann doch nicht mal Hosen tragen, ohne komisch angesehen zu werden. Männer haben es gut, die können Hosen, Röcke oder Kleider anziehen, das stört niemanden. Aber wenn ich als Frau eine Hose anziehe, da ernte ich komische Blicke. Und verdammt, ich würde so gern mal eine Hose anziehen!
Wenn ich mal eine Tochter bekomme, dann wünsche ich mir, dass sie in einer Welt groß wird, wo sie Hosen tragen kann, ohne komisch angesehen zu werden.“