Der Trend schreibt: „Der Arbeitsplatz ist tot. Es lebe der Work-Space.“
Doch nicht nur der Arbeitsplatz ist tot, auch die Firmenstrukturen ändern sich rasant. Das Familienunternehmen mit 10 Mitarbeitern gibt es kaum noch. Firmen werden immer größer, mit undurchsichtigen Hierarchieaufbau und oft wundert man sich, wie Entscheidungen überhaupt zustande kommen.
Einen Einblick in diese Erfolgsstrategien moderner Verwaltungsführung, möchte ich nun mit diesem Text geben.
Die Sioux hatten ein Sprichwort: „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steige ab.“
So nicht bei den modernen Strategien:
- Du bist verantwortlich ein Pferd zu Reiten, doch eines Tages stellst du fest, dein Pferd ist tot. Das wunderst dich. Warum ist es gerade jetzt gestorben, du reitest das Pferd doch schon seit zwanzig Jahren und hast heute absolut nichts anders gemacht. Seit Jahren hast du es gleich geritten, also was soll das jetzt?
- Du beschließt vorerst abzuwarten und bleibst einfach auf den toten Pferd sitzen, vielleicht fangt es ja wieder von alleine an zu leben.
- Dein Pferd rührt sich weiter nicht und um ihn neuen Lebenswillen einzuhauchen, wechselst du seinen Futterlieferant, kaufst ihm neues Zaumzeug und einen Sattel, als das nichts Hilft, schließlich eine große Peitsche.
- Nach einem Monat ist dein Pferd noch immer tot, du wirst allmählich nervös, denn dein Job hängt von diesem Pferd ab und wenn irgendjemand bemerkt, dass du ein totes Pferd reitest, dann wirst du gekündigt. Du klärst also dem toten Pferd, dass sein Verhalten gerade wirklich untragbar für die Firma ist.
- Dein Arbeitskollege bekommt langsam mit, dass du ein totes Pferd reitest und spricht dich darauf an, dass es möglich wäre, dass dein Pferd tot sei. Du verneinst und machst ihm klar, dass nicht nur dein Job, sondern ja auch sein Job von diesem Pferd abhängig ist und somit das Pferd gar nicht tot sein kann, sofern ihr nicht Beide den Job verlieren wollt. Dein Arbeitskollege ist einsichtig.
- Beim nächsten Teammeeting präsentierst du gemeinsam mit deinen Arbeitskollegen eine Power-Point-Präsentation in der ihr zeigt, was das Pferd alles könnte, wenn es nicht tot wäre.
- Der Abteilungsleiter dessen Job auch von diesem Pferd abhängig ist, gibt sich begeistert und sieht großzügig über den Fakt hinweg, dass der momentane Zustand des Pferdes, mit dem präsentierten nicht übereinstimmt.
- Gemeinsam mit deinen Arbeitskollegen analysierst du das Pferd weiter und änderst die Kriterien dafür ab, wann ein Pferd als tot gilt. Daraus ergibt sich, dass das Pferd zwar schon einmal aktiver war, es aber deswegen nicht zwingend tot sein muss.
- Der Abteilungsleiter hat eine Unterredung mit der Geschäftsführung, die unzufrieden mit der Leistung deines Pferdes sind. Daraufhin wird ein Teammeeting einberufen, indem du erneut deine Power-Point-Präsentation zeigst und erklärst, dass das Pferd nur momentan inaktiv ist.
- Um die Leistungen des Pferdes zu steigern, schickt dich der Abteilungsleiter zu einer Schulung zum Reiten von nicht aktiven Pferden.
- Deine Arbeitskollege, der das Pferd mittlerweile als tot bezeichnen, wird zwangsverpflichtet ein Seminar in „positives Denken“ zu absolvieren.
- Als das alles keine Auswirkungen auf die Leistung des Pferdes hat, zieht der Abteilungsleiter einen externen Experten hinzu, der nach eingehender Prüfung feststellt, dass das nicht aktive Pferd zum momentanen Zeitpunkt tot ist.
- Der Abteilungsleiter ordnet Überstunden an um das Pferd wieder zu beleben. Als das nichts hilft stellt er eine Beförderung für dich in Aussicht, wenn du das tote Pferd so reitest, als wäre es lebendig.
- Als all dies zu keinen Ergebnis führt, lässt man einen Supervisor kommen, der die Kommunikation zwischen dem toten Pferd und dir optimieren soll.
- Als sich die Kommunikationsschwierigkeiten nicht legen, beruft der Abteilungsleiter ein Teammeeting ein, indem Ideen gesammelt werden, wie man tote Pferde in den Markt integrieren kann.
- Der Abteilungsleiter schickt dich in andere Firma, damit du dir ein Bild machst, wie man dort mit toten Pferden umgeht. Zusätzlich wird ein interner Ideenwettbewerb zum Reiten von toten Pferden ausgeschrieben.
- Als du in den anderen Firmen unzählige Reiter auf toten Pferden antriffst, erkennt der Abteilungsleiter das Reiten von toten Pferden als Normalzustand an.
- Die Firma lässt das tote Pferd patentieren und sucht beim Staat um eine Förderung für die Weiterbildungsmaßnahmen zum Reiten toter Pferde an.
- Die Geschäftsführung kommt darauf, dass die Abteilung mit ihren toten Pferd enorme Einsparungen bei den Futterkosten gelungen ist und ordnet an, alle verbleibende Pferde umgehend zu töten.
- Es wird ein eigenes Produkt „Totes Pferd“ definiert und die Qualitätsstandards für tote Pferde erhöht. Du bekommst eine extra Prämie ausbezahlt.
- Die Führungsebene wundert sich, warum die Firma trotz der enormen Einsparungen bei den Futterkosten Verluste macht.
- Es wird eine Krisensitzung einberufen um die Insolvenz abzuwenden. Der Vorstand ist außer sich und will von den Abteilungsleiter wissen, wie man auf den Gedanken kam auf toten Pferden reiten zu können. Als Erklärung trägst du nochmals deine Power-Point-Präsentation vor und äußerst die Idee die toten Pferde auf nicht erbrachte Leistung zu verklagen.
- Der Vorstand hat eine andere Lösung für das Problem, die ganze Abteilung samt ihren toten Pferden werden outgesourct. Du verlierst deinen Job, allerdings drei Jahre später, als du am Anfang gedacht hattest.
Schon Frank Menzel meinte: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, sorge für einen bequemen Sattel, es könnte ein langer Ritt werden.“