Die Realität abseits der BIPA-Werbung
Mein Wunsch nach einen ferngesteuerten Auto wurde nie vernommen
und auch zum Fußball wurde ich nie mitgenommen.
Mit sechs Jahren tackerte man mir zwei Löcher in die Ohren,
das ist keine Foltermethode sondern üblich hier, wenn man ist als Mädchen geboren.
In der Schule dann war der textile Werkunterricht für mich Pflicht,
ob ich wollte oder nicht.
Weil Mädchen und Jungs so ganz anders ticken,
lernen die Burschen Holzbearbeitung und wir Mädchen Stricken.
Als ich ausgezogen bin, konnte ich nicht mal eine Glühbirne wechseln,
auch nicht Bohren, Sägen oder Drechseln.
Euphorie beim Möbelkauf,
nur wie stellt man die Dinger dann auf?
Wie schraubt man einen Kasten zusammen,
ohne zu fluchen und die halbe Welt zu verdammen?
Ich hatte davon wirklich keinen Tau,
denn die handwerkliche Hilflosigkeit wird einen anerzogen als Frau.
Da musste ich mich wirklich fragen: War es ein Gewinn,
dass ich als Mädchen geboren bin?
Noch heute hab ich manchmal Penisneid,
dann wenn der Drang groß ist und die WC-Schlange noch so weit.
Verdammt warum stehen man immer am Frauen WC an,
als Mann ist man immer gleich dran.
Und Herr Freud in allen Ehren,
will ihn seine Penisneid-Theorie nicht verwehren,
doch mein Neid bezieht sich nicht auf diese vierzehn Zentimeter Glied,
sondern auf die 20 % Gehaltsunterschied.
Beim Jobinterview plötzlich alle ganz neugerieg sind:
„Wollen Sie eigentlich ein Kind?“
Also was denken die sich bei dieser Frage?
Dass ich Ihnen wirklich eine ehrliche Antwort sage?
„Ein Kind hätte ich ziemlich gerne, eigentlich sogar bald,
und ein zweites im Anschluss dann halt.
Jetzt wo ich schon mal beim Beichten bin, sag ich es Ihnen ganz offen,
die Schwangerschaftslust hat mich so voll getroffen.
Eine Schwangerschaft ist nur noch eine Frage der Zeit,
also halten sie sich für meine Karenz schon bereit.“
Würde ich gerne sagen, doch ich schüttle lieber alle Glieder
und erwähne immer und immer wieder:
„Ein Kind? An das will gar nicht denken,
Leben, dass soll irgendwelche anderen schenken,
Arbeit, das ist mein Leben,
also bitte, wollen Sie mir jetzt diesen Job geben!“
Doch es ist so und so egal welche Karriere ist in Sicht,
eine Oma beeindruckt so etwas nicht.
Von ihr heißt es bloß: „Wann denkst du denn endlich daran
und gehst auch mal die Kinderplanung an,
du bist 30, so jung ist das nicht mehr,
also beeile dich mal, bitte sehr! Und gibst endlich auf den Protest,
und eine Tochter aus dir heraus presst,
ist es ein Freudenfest.
Man ist noch gar nicht recht bei Verstand,
da legt einen die Oma mitfühlend auf die Schulter ihre Hand,
Und während die Welt um einen verschwimmt,
sagt sie tröstend: „Das nächste Kind, wird ein Junge, ganz bestimmt.“
Ja, in China geht man dieses Problem ganz anders an,
da gehen sie mit Abtreibung von weiblicher Embryos an die Sache ran.
Denn in der Einkinderehe muss einfach ein Stammeshalter her,
dass ist zwar eine kurze Diskriminierung, aber hinterher,
erspart man sich umso mehr.
Denn es wird später einfach nur noch Männer geben,
und die heiraten dann ihre Handys eben.
Ja in China kann Mann hoffnungsvoll in die Zukunft schauen,
Jetzt schon fehlen dort 50 Millionen Frauen,
also ich sag, sie kommen erst die wahren Frauenzeiten,
dann kann jede Frau in ihrem Harem schreiten.
Muss sich mit der Auswahl quälen
und einen Mann für die Nacht erwählen.
Die Männer dieser Zeit werden sich wundern und fragen:
„Warum habe ich so wenig zu sagen?
Warum haben sie die Mächte,
warum gelten nicht für alle die gleichen Rechte?“
Und die Tochter meiner Tochter wird einmal sagen:
Jetzt macht es wirklich Sinn,
dass ich als Mädchen geboren bin!